In welchem Zusammenhang stehen Ökologie, Ökonomie und Ethik? Welche Unterschiede und gegenseitige Abhängigkeiten gibt es? Welcher Interessenkonflikt ergibt sich zwischen Globalisierung und Umweltschutz?
INHALT
Für den Begriff „Ökonomie“ (von altgriechisch oikos = Haus und nomos = Gesetz) gibt es im deutschsprachigen Raum im Wesentlichen zwei wichtige Begriffserklärungen:
1. Das wissenschaftliche Studienfach, das von Universitäten gleichbedeutend mit dem Begriff Wirtschaftswissenschaft bezeichnet wird.
2. Das Wirtschaftsgeschehen in einem bestimmten Gebiet, an dem Unternehmen, private Haushalte und öffentliche Haushalte durch ihre Handlungen beteiligt sind. Beispielsweise durch Kauf, Verkauf und Herstellung von materiellen Gütern oder immateriellen Gütern wie Dienstleistungen und Rechten.
Einfach erklärt werden kann Wirtschaftswissenschaft bzw. Ökonomie (englisch: economy) mit einer Begriffsdefinition aus einem Standardwerk der Volkswirtschaftslehre (Nationalökonomie).
Das erstmals 1948 erschienene Lehrbuch von Paul Anthony Samuelson (1915–2009) wird regelmäßig aktualisiert und ist bis heute der Klassiker und das Nachschlagewerk zur Volkswirtschaftslehre:
Paul Anthony Samuelson
„Die Wirtschaftswissenschaft beschäftigt sich mit der Frage, wie wir unsere Entscheidungen hinsichtlich des
Einsatzes knapper Ressourcen mit alternativer Verwendbarkeit für die Produktion verschiedener Güter treffen.“ [1]
(Paul Anthony Samuelson, 1915–2009, US-amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler
und Träger des Alfred-Nobel-Gedächtnispreises für
Wirtschaftswissenschaften 1970)
Die Wirtschaftswissenschaft zählt zu den Sozialwissenschaften und enthält als Teilgebiete die Volkswirtschaftslehre (VWL), auch
Nationalökonomie genannt, und die Betriebswirtschaftslehre (BWL).
Wie sich zuvor in der Definition von Paul Anthony Samuelson gezeigt hat, gilt in der Ökonomie bzw. Wirtschaftswissenschaft eine ethische Neutralität.
Weder wird darin bestimmt, welche Bedürfnisse in welchem Umfang anzustreben sind, noch enthält diese Definition ein bestimmtes Weltbild oder Menschenbild.
Die Ökonomie als Wissenschaft gibt keine Auskunft über höhere Ziele des menschlichen Daseins jenseits von Bedürfnisbefriedigung, Gier und Neid.[2]
Das ökonomische Prinzip ist ethisch neutral, weil darin nicht näher darauf eingegangen wird, aus welchen Gründen bestimmte Ziele verfolgt werden.[3]
Es wird nur davon ausgegangen, dass sie verfolgt werden; Bedürfnisse werden wertfrei gehandhabt.
Die Ökonomie hat in diesem Zusammenhang die Aufgabe, Verhaltensaussagen für den Fall zu treffen, dass ein Individuum rational seinen Nutzen oder seinen Gewinn maximieren will.
Der Definition von Paul Anthony Samuelson folgend stellt die Ökonomie also ethisch neutral die maximale Ausschöpfung vorhandener knapper Ressourcen zur Güterproduktion in den Vordergrund.
Welche Bedeutung haben freie und knappe Güter in der Ökonomie und was bedeuten diese Begriffe?
Freie Güter stellt die Natur in unterschiedlicher Menge und Qualität kostenlos und ohne Gegenleistung für die Nutzung zur Verfügung für die Befriedigung von Bedürfnissen.
So zum Beispiel in Form von Erde, Luft, Regen, Sand, Schnee, Sonne, Steinen, Wasser oder Wind.
Auch öffentliche Grundstücke, Gewässer, Gebirge, Landschaften, Ökosysteme, Wälder, Wüsten oder die nicht auf Züchtung beruhende Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren zählen zu den freien Gütern.
Knappe Güter (auch wirtschaftliche Güter) stehen nicht zur kostenlosen Befriedigung eines Bedürfnisses zur Verfügung und werden auf Märkten gehandelt, wo sich ein Marktpreis für sie bildet.
Bei knappen Gütern kann es sich entweder um materielle Güter wie Waren (Produkte) und Rohstoffe (Vorprodukte) handeln oder um immaterielle Güter wie Dienstleistungen und Rechte.
Weil erst durch Knappheit wirtschaftliches Handeln notwendig wird, behandelt die Ökonomie nur den möglichst effizienten Umgang mit knappen Gütern, um ein Bedürfnis zu befriedigen bzw. ein Ziel zu erreichen.
Und sie stellt Instrumente bereit, die dabei helfen, die Verschwendung knapper Güter zu vermeiden.
Der freie Markt als der Ort, an dem knappe Güter gehandelt werden, stellt die effizientesten Mittel zur Verfügung, um einen Interessenausgleich zwischen Verkäufern und Käufern zu erreichen.[4]
Was bedeutet in diesem Zusammenhang der Begriff „Effizienz“? Er bedeutet „Die Dinge richtig tun“. Was bedeutet im Unterschied dazu der Begriff „Effektivität“? Er bedeutet „Die richtigen Dinge tun“.
Ökonomisch vernünftig mit knappen Gütern umzugehen bedeutet, immer zuerst die Frage nach der Effektivität einer Handlung zu stellen und dann die Frage nach der Effizienz einer Handlung.
In der Frage, welchen Einfluss die Ökonomie auf die gegenwärtige Naturzerstörung hat, könnte eingewendet werden, dass die Ökonomie den Menschen bei der Befriedigung von Bedürfnissen, welche die Natur schädigen, maximal behilflich sein kann.
Das ist unbestreitbar der Fall. Doch ebenso kann die Ökonomie den Menschen maximal behilflich sein, wenn Bedürfnisse maximiert werden sollen, welche die Natur so weit wie möglich bewahren.
Das Gewinnstreben in der Ökonomie ist wie zuvor thematisiert wertneutral, denn es wird nichts darüber ausgesagt, wie ein daraus resultierender Gewinn zu verwenden ist.
Gewinne können auch sozialen Zwecken oder dem Naturschutz dienen. Wäre das höchste Bedürfnis der Menschen eine „gesunde Natur“, was könnte gegen eine Maximierung dieses Zieles sprechen?[5]
Bei der Nutzung von Naturgütern kann durch den Einsatz der von der Ökonomie bereitgestellten Instrumente ein Interessenkonflikt zwischen Gewinnmaximierung und Nachhaltigkeit entstehen.
Die Ursache liegt darin, dass viele Güter in der Natur der freien Nutzung unterliegen und somit freie Güter sind, für die kein Marktpreis zu bezahlen ist. Typisches Beispiel ist die Nutzung der Weltmeere.
Dabei ist der Ökonomie als Wissenschaft nicht anzulasten, dass bei dem Ziel der Gewinn- oder Nutzenmaximierung die Möglichkeiten zur schädlichen Nutzung der Natur zu groß sind.
Gleiches gilt für fehlende Verhaltensnormen, die aufzeigen, wie weit das Ziel der Gewinn- und Nutzenmaximierung in der Ökonomie im Verhältnis zum Erhalt der Natur verwirklicht werden sollte.
Denn beide Regelungslücken betreffen nicht das Forschungsgebiet der Wirtschaftswissenschaften.
Solange wirtschaftliche Rahmenbedingungen fehlen, welche die Marktprozesse naturfreundlich ausrichten, liegt im Bereich des Naturschutzes Marktversagen vor.
Damit vergleichbar lag bis zu den Sozialreformen ab dem 19. Jhd. im Bereich sozialer Gerechtigkeit Marktversagen vor, dem durch die soziale Marktwirtschaft Rechnung getragen wurde.
Als Teilgebiet der Biologie befasst sich die Ökologie mit den Wechselbeziehungen zwischen Organismen und den Wechselbeziehungen zwischen unbelebter und belebter Natur.[6]
Umgangssprachlich werden die Begriffe Organismus und Lebewesen synonym verwendet. Sie umfassen Menschen, Tiere, Pflanzen, Pilze und auch Lebewesen ohne Zellkern wie Archaeen oder Bakterien.
Der Forschungsbereich der Ökologie kann aufzeigen, welche Auswirkungen das Wirtschaften und der Konsum der Menschen auf die Natur haben und unter welchen Bedingungen die Natur erhalten bleibt.
Das deutsche Wort Ökologie stammt von den altgriechischen Wörtern oikos „das Haus oder der Haushalt“ und logos „die Lehre“ ab. Die Ökologie ist also die „Lehre vom Haushalt“ (der Natur).
Als Teilgebiet der Philosophie ist die Ethik geleitet von der Idee eines sinnvollen menschlichen Lebens und sucht nach allgemeingültigen Aussagen über das gute und gerechte Handeln.[7]
Einfach erklärt beschäftigt sich die Ethik als Wissenschaft mit den folgenden Fragen:
Wie sollen Menschen in bestimmten Situationen „richtig“ oder „gerecht“ handeln?
An welchen Werten soll sich der freie Wille der Menschen orientieren?
Was ist das „höchste Gut“, das es zu erstreben gilt?
Das deutsche Wort Ethik stammt von den griechischen Wörtern ethike
(episteme) „das Sittliche“ und von ethos „Charakter, Sinnesart“ ab.[8]
Ausgangspunkt von Ethik ist, dass von allen Lebewesen auf der Erde nur die Menschen dazu fähig sind, zwischen gut und böse zu unterscheiden und danach Handlungsalternativen zu bewerten.
Diese Fähigkeit unterscheidet Menschen von Tieren, die überwiegend nach ihren Instinkten handeln.
Ob und wie weit daraus die Pflicht von Menschen zu „gutem, gerechtem und sinnvollem“ Handeln ableitbar ist, darüber bestehen in der Geschichte der Menschheit von jeher unterschiedliche Ansichten.
Ethik will dem Handeln der Menschen Grenzen setzen, damit sie nicht alles tun, was sie tun könnten. Oder anders ausgedrückt: Nicht alles, was machbar ist, darf gemacht werden.
Themen einer im praktischen Leben angewandten Ethik finden sich zum Beispiel im Bereich der Wirtschaftsethik mit ihren Unterdisziplinen der Konsumentenethik und der Unternehmensethik.
Fragen der Konsumentenethik können Entscheidungen von Konsumenten betreffen, freiwillig beim Einkaufen und Konsumieren von Gütern über gesetzliche Vorschriften hinausreichend Belange des Naturschutzes, des Tierschutzes oder der sozialen Gerechtigkeit zu berücksichtigen.
Fragen der Unternehmensethik können Entscheidungen von Unternehmen betreffen, freiwillig bei der Entwicklung, Herstellung und dem Transport von Gütern über gesetzliche Vorschriften hinausreichend Belange des Naturschutzes, des Tierschutzes oder der sozialen Gerechtigkeit zu berücksichtigen.
Einfach ausgedrückt ist es Aufgabe der Wirtschaftsethik, mit ihren Unterdisziplinen die Frage „Was sollen und was dürfen wir tun?“ auch im Bereich der Wirtschaft zu stellen.
Weitere Beispiele für angewandte Ethik sind die Bioethik, Datenethik, Dritte-Welt-Ethik, Gen-Ethik, Medienethik, Medizinethik, Militärethik, Rechtsethik, Sozialethik, Technikethik, Tierethik, Umweltethik, Verwaltungsethik, Wissenschaftsethik oder Zukunftsethik (i.S.v. nachfolgenden Generationen).
Diese Aufzählung möglicher Ethik-Bereiche zeigt, dass es letztlich keine endgültige Ethik geben kann.
Sie muss sich kontinuierlich weiterentwickeln, um den sich ständig ändernden Bedingungen Rechnung zu tragen. So haben sich mit dem Aufkommen neuer Technologien immer neue Ethikformen herausgebildet: Datenethik oder Gen-Ethik gab es zum Beispiel früher nicht.
Als Bindeglied zwischen Ökonomie und Ökologie kann die Ethik darauf hinweisen, dass die Menschen nicht alle ihre technischen und ökonomischen Möglichkeiten ausnutzen sollten.
Allgemein kann sie Auskunft darüber geben, welche Bedürfnisse ethisch vertretbar sind, oder anders gesagt, was die Menschen wollen sollen.
Das Untersuchungsgebiet der Wirtschaftsethik sind die Bedürfnisse von Unternehmen, Konsumenten und dem Staat.
Dabei nimmt der Staat in der Wirtschaft stets eine Doppelrolle als Konsument und Unternehmer ein: einmal als Anbieter und einmal als Nachfrager von Gütern.
Impulse zur Korrektur der von der Ökologie aufgezeigten Fehlentwicklungen durch menschliches Wirtschaften können
sowohl von der Ethik als auch von der Ökonomie (Wirtschaftswissenschaft) ausgehen:
Die Ethik kann mit ihrer Teildisziplin der Umweltethik für Konsumenten, Unternehmen und den Staat Entscheidungsgrundlagen in Situationen bereitstellen, in denen die Interessen von Tieren, Pflanzen oder der Natur gegenüber menschlichen Interessen abzuwägen sind.[9]
Die Ökonomie kann mit ihrer Teildisziplin der Umweltökonomie für den Staat ökonomische Instrumente bereitstellen, um ökologische Folgeschäden durch eine effizientere Verteilung knapper und freier Naturgüter zu verringern oder über den Preismechanismus ggf. sogar zu verhindern.
Im Spannungsverhältnis zwischen Ökologie, Ethik und Ökonomie die Frage zu stellen, welcher wissenschaftlichen Disziplin die größere Bedeutung zukommt, ergibt wenig Sinn.
Ebenso könnte in einer Analogie die Frage gestellt werden, welchem Stuhlbein an einem dreibeinigen Stuhl die größere Bedeutung zukommt.
Denn im Verhältnis der drei wissenschaftlichen Disziplinen herrscht eine gegenseitige Abhängigkeit:
Ohne die Ökonomie, welche die Bedingungen für ein funktionierendes Wirtschaftssystem bereitstellen kann, verlieren ethische und ökologische Fragen irgendwann an Bedeutung.
Denn ein nicht funktionierendes Wirtschaftssystem führt zur mangelhaften Grundversorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln, Wasser, Energie, Medizin oder Infrastruktur (Bildung, Straßen usw.).
Dadurch treten für die Menschen einer Bevölkerung Überlebensfragen in den Vordergrund. Die Funktionsfähigkeit des Wirtschaftssystems muss also auf jeden Fall erhalten bleiben.
Wie die Erfahrungen mit einer Planwirtschaft in der ehemaligen DDR und Sowjetunion gezeigt haben, kann es ohne ein funktionierendes Wirtschaftssystem auch keinen Naturschutz geben.
Umweltschutz kostet Geld, was nichts anderes bedeutet: Naturschutz muss man sich leisten können. Andererseits ist die Ökonomie schlussendlich auf die Erkenntnisse der Ethik und Ökologie angewiesen.
Die Ökologie beschäftigt sich mit dem langfristigen Erhalt natürlicher Ressourcen und sichert die Produktionsgrundlagen der Ökonomie.
Die Ethik bzw. ihre Unterdisziplin, die Umweltethik, kann der Ökonomie Handlungsgrenzen aufzeigen, ohne deren Beachtung die Anwendung ihrer ökonomischen Instrumente ansonsten zur ökologischen Selbstvernichtung der Menschen führen kann.
Idealerweise gibt die Umweltethik Orientierungshilfe bei der Gewichtung menschlicher Bedürfnisse, um wirtschaftliche Rahmenbedingungen unter ökologischen Gesichtspunkten festlegen zu können.
Die Ökonomie liefert dann das Instrumentarium zur effizienten Bedürfnisbefriedigung im Rahmen der von der Umweltethik und Ökologie vorgegebenen „Spielregeln“ (Rahmenbedingungen).
Damit kann Umweltethik an der Schnittstelle zwischen Ökologie und Ökonomie auch als Mittel gegen Marktversagen im Bereich des Naturschutzes verstanden werden, um die Zerstörungswirkungen des nicht eingeschränkten ökonomischen Prinzips auf die Natur zu begrenzen.
Denn wie es scheint, haben die Menschen mit der Ökonomie zum Steigern der Effizienz ein Werkzeug in die Hand bekommen, das sie (noch) nicht verantwortungsvoll zum Wohle der Natur gebrauchen können.
Naturschutzprobleme wie die Verschmutzung der Weltmeere oder das Artensterben sind grenzüberschreitend und lassen sich im Zuge der Globalisierung nicht im nationalen Alleingang lösen.[10]
Zu groß ist zum Beispiel die Gefahr im Abfallmanagement, dass strenge nationale Naturschutzstandards auf internationalen Umwegen unterlaufen werden, wie zum Beispiel die Müllexporte in Entwicklungsländer der Dritten Welt gezeigt haben.
Solange verschiedene Staaten ökonomisch miteinander konkurrieren, besitzt ein Land mit strengeren Naturschutz-Standards in der Globalisierung einen Wettbewerbsnachteil gegenüber einem Land mit geringeren Naturschutz-Standards.
Noch gibt es keine global einheitlichen Naturschutz-Regelungen. Um ökologisch bedingte Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden, sind jedoch weltweit einheitliche Vereinbarungen notwendig.
Bei nationalen Alleingängen eines Landes ist im Zuge der Globalisierung die Gefahr groß, dass Unternehmen Teile ihrer Produktion in Länder mit geringeren Naturschutz-Standards verlegen, um Kosten einzusparen und günstiger produzieren zu können.
Selbstbeschränkungen von Unternehmen stoßen so schnell an ihre Grenzen, wenn Konkurrenten wegen geringerer Naturschutz-Standards günstiger produzieren können und Wettbewerbsvorteile haben.
Wird Naturverschmutzung nicht weltweit spürbar teurer, dann besteht die Gefahr von Umweltdumping, das heißt, Produkte, die mit größeren Naturschäden hergestellt wurden, verdrängen Produkte vom Markt, die mit geringeren Naturschäden hergestellt wurden.
Wer allein auf die Freiwilligkeit beim Naturschutz setzt, verkennt vielleicht die ökonomischen Sachzwänge, denen ein Unternehmen im Wettbewerb ausgesetzt sein kann.
Angenommen, ein Unternehmen setzt bereits über die gesetzlichen Bestimmungen hinaus besonders umweltfreundliche Produktionsverfahren ein, zum Beispiel in Form einer teuren Abwasserreinigung.
Oder ein Unternehmen bietet besonders naturfreundliche und umweltfreundliche Produkte an und nimmt dafür sogar eventuelle Vermarktungsprobleme in Kauf.[11]
Hätte dieses Unternehmen unerwartet hohe Umsatzeinbußen zu verzeichnen, dann könnte die Unternehmensleitung vor folgendem Interessenkonflikt zwischen Ökonomie und Ökologie stehen:
Entweder entlässt die Unternehmensleitung Arbeitnehmer oder sie verzichtet im Umweltmanagement auf die freiwillige Reinigung von Abwässern und damit auf Nachhaltigkeit im Sinne des Naturschutzes.
Welche Entscheidung letztlich getroffen wird, liegt auf der Hand: Sind Arbeitsplätze betroffen, müssen oft – nicht zuletzt wegen des öffentlichen Drucks – Belange des Naturschutzes zurückstehen.[12]
Damit die Lösung der weltweiten Naturkrise im Zuge der Globalisierung nicht im Ansatz stecken bleibt, bedarf es weltweiter Naturschutz-Standards, deren Einhaltung mittels Sanktionen durchsetzbar ist.
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Literaturangaben und Anmerkungen:
[1] Samuelson, Paul Anthony, Nordhaus, William D. (1987): Volkswirtschaftslehre, Band 1, 8. Auflage, Köln, S. 44.
[2] v. Weizsäcker, Ulrich Ernst/ Lovins, Amory B./Lovins, L. Hunter (1996): Faktor vier, doppelter Wohlstand, halbierter Naturverbrauch, der neue Bericht an den Club of Rome, München, S. 333.
[3] Das ökonomische Prinzip bzw. das Wirtschaftlichkeitsprinzip bezeichnet das Streben, mit einem gegebenen Aufwand den größtmöglichen Ertrag zu erwirtschaften oder für einen gegebenen Ertrag den geringstmöglichen Aufwand einzusetzen. Vgl. dazu auch Humboldt-Wirtschafts-Lexikon (1992), München, S. 285.
[4] Schmidheiny, Stephan, mit dem Business Council for Sustainable Development (1992): Kurswechsel – Globale unternehmerische Perspektiven für Entwicklung und Umwelt, München, S. 46.
[5] Es ist im Vorfeld zu klären, was genau unter einer gesunden Natur zu verstehen ist, um Interessenkonflikte zwischen Ökonomie und Naturschutz zu vermeiden.
[6] Vgl. Definition des Begriffes „Ökologie“ im Humboldt-Wirtschafts-Lexikon (1992), München, S. 284.
[7] Höffe, Otfried (1992), Lexikon der Ethik, 4. Aufl., München, S. 62.
[8] Liddell, Henry George/Scott, Robert (1996): A Greek-English Lexicon, 9. Auflage, S. 480, S. 766.
[9] Die Umweltethik kann abhängig vom Umfang der Rechte, die nichtmenschlichen Lebewesen oder der unbelebten Natur zugesprochen werden, in vier Grundpositionen unterteilt werden: Anthropozentrik, Pathozentrik, Biozentrik und Holistik. Alle drei Umweltethiken jenseits der Anthropozentrik können gleichermaßen mit Problemen der Güterabwägung verbunden sein.
[10] Unter Globalisierung versteht man als allgemein den Prozess der zunehmenden internationalen Verflechtungen in allen Bereichen der Wirtschaft. Die Definition von Globalisierung kann auch auf internationale Verflechtungen der Politik, der Kultur oder der Kommunikation ausgeweitet werden.
[11] Als praktisches Beispiel einer ökologisch orientierten Unternehmensethik eignen sich das Engagement der Steilmann-Gruppe oder von Unternehmen im ökologisch orientierten Unternehmerverband Future in der Bundesrepublik Deutschland.
[12] Ähnlich wäre die Situation in Unternehmen, deren freiwilliges Engagement über die gesetzlichen Bestimmungen hinaus im Bereich des Verbraucherschutzes gegen den Erhalt von Arbeitsplätzen abzuwägen wäre.
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