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Probleme der Planwirtschaft und des Kommunismus in der DDR und Sowjetunion

Was bedeutet Planwirtschaft? Einfach erklärt: Welche Auswirkungen hatte diese Wirtschaftsordnung? Welche Nachteile dieser Zentralverwaltungswirtschaft haben sich für die » Lösung der Umweltkrise ergeben?


INHALT

  1. Definition und Merkmale

  2. Unterschiede zur Marktwirtschaft

  3. Angestrebte Vorteile

  4. Praktische Nachteile

  5. In welchen Ländern gab und gibt es die Zentralverwaltungswirtschaft?

  6. Sonderfall der Umwandlung: die DDR

  7. Warum ist der Sozialismus gescheitert?

  8. Fazit des Vergleichs der Wirtschaftssysteme

Definition und Merkmale

In einer Planwirtschaft (englisch: planned economy) wird die ungeplante Anarchie der gesellschaftlichen Produktion durch eine planmäßig bewusste Organisation ersetzt:

Eine zentrale Planungsbehörde legt fest, welche Güter in welcher Menge und Qualität zu welchem Preis zu produzieren und in welcher Reihenfolge sie an Unternehmen und Haushalte zu verteilen sind.[1]

Der Begriff Güter kann in physisch-materielle Güter und in immaterielle Güter wie Dienstleistungen, Konzepte und Rechte aller Art unterteilt werden.

Durch die zentrale Planung erhält jeder Sektor und jedes Unternehmen der Volkswirtschaft genau den Anteil an der Gesamtarbeit, der vom Standpunkt einer optimalen Güterversorgung notwendig ist.

Damit werden die Arbeitsanteile nicht mehr länger im Rahmen krisenreicher Anpassungen im Nachhinein ermittelt. Sie sollen – so die Idee – aufgrund bewusster Planung sogar besser festgelegt werden.

Karl Marx
Karl Marx
(1818–1883)

Die Planwirtschaft hat ihren Ursprung in den Kommunismus-Theorien von Friedrich Engels, Karl Marx und Wladimir Iljitsch Lenin im 19. Jahrhundert zur Überwindung des kapitalistischen Systems.

Ziel der ökonomischen und politischen Lehre dieser drei Philosophen und Theoretiker ist die Verwirklichung einer herrschaftsfreien und klassenlosen Gesellschaft.

Sie ist gekennzeichnet durch die weitestgehende Aufhebung des Privateigentums von Produktionsmitteln und deren Überführung in Staatseigentum, also in Kollektivvermögen der Gesellschaft.

Diese Verstaatlichung soll die Ausbeutung der Arbeiterklasse (das sog. Proletariat) und ihrer Arbeitskraft durch die Kapitalistenklasse, also den Eigentümern der Produktionsanlagen, aufheben.

Negative wirtschaftliche Erscheinungen wie Arbeitslosigkeit, Klassenkonflikte in der Gesellschaft, Konjunkturschwankungen oder Verteilungsungerechtigkeiten sollen im Sozialismus überwunden werden.

Unterschiede zur Marktwirtschaft

In einer Marktwirtschaft gibt es im Unterschied zu einer Planwirtschaft keine zentrale Wirtschaftsplanung, sondern die Planung der einzelwirtschaftlichen Aktivitäten erfolgt dezentral.

Haushalte und Unternehmen bzw. Konsumenten und Produzenten können ihr wirtschaftliches Verhalten individuell und weitgehend in eigener Verantwortung planen. Das hat folgende Auswirkungen:


Die Feststellung des notwendigen Aufwands an Arbeit und Produktionsmitteln für eine aus der Sicht des Kommunismus optimale Güterversorgung der Volkswirtschaft erfolgt nicht planmäßig.

Ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage von Gütern ergibt sich eher zufällig auf Märkten.

Dort bilden sich die Preise für wirtschaftliche Güte erst im Nachhinein und eher zufällig im Verlauf eines anonym bleibenden Spiels mit vielen Versuchen und Irrtümern aller Marktteilnehmer.

Flexible Preise koordinieren die Wirtschaftstätigkeiten und Wünsche der Marktteilnehmer und vermitteln Informationen über die relativen Knappheiten von Gütern.

Im Unterschied dazu zählt in einer Planwirtschaft die Preisfestsetzung zu den Aufgaben des Staates:

Nicht der Markt mit seinem Wettbewerbs- und Preismechanismus, sondern der Staat soll die Arbeit, das Kapital, die Güter und den Boden gerecht auf Betriebe und Konsumenten verteilen.

Angestrebte Vorteile

Aufgrund der zentralen Planung soll in der staatlich organisierten Planwirtschaft eine im Vergleich zur freien Marktwirtschaft produktivere Gesamtordnung zustande kommen.

Dieser (theoretisch) höhere ökonomische Wohlstand soll außerdem in Folge der Beseitigung des Privateigentums an Produktionsmitteln mit einer gerechteren Güterverteilung verbunden sein:

Weil alle Gesellschaftsmitglieder Eigentümer der Produktionsmittel sind und damit Gleichheit in Bezug auf die Stellung zu den Produktionsmitteln gewährleistet ist, soll es in der Planwirtschaft dieser Definition nach keine Ausbeutung des Menschen durch die Klasse der Vermögenden mehr geben können.

Mit der kommunistischen Gesellschaftsordnung und dem sozialistischen Wirtschaftssystem soll als weiterer Vorteil die Entfremdung des Menschen von den Erzeugnissen seiner Arbeit beendet werden, die nach dieser Auffassung weitgehend durch die Produktion für anonyme Märkte bedingt ist.

Die zentrale Planwirtschaft im Kommunismus soll darüber hinaus den im Vergleich zu einer Marktwirtschaft verbundenen Zwang zum Gegeneinander der Menschen in ein Füreinander umwandeln:

Friedrich Engels
Friedrich Engels
(1820–1895)

Der Kampf um das Einzeldasein wandelt sich in einen Zustand der solidarischen Zusammenarbeit, in der sich der Einzelne selbst verwirklichen kann.

Nach der Auffassung von Friedrich Engels scheidet der Mensch erst von da an endgültig aus dem Tierreich aus und tritt in menschliche Daseinsbedingungen ein:

„Es ist der Sprung der Menschheit aus dem Reich der Notwendigkeit in das Reich der Freiheit. [...] Erst von da an werden die Menschen ihre Geschichte mit vollem Bewusstsein selbst machen können.“[2]

Praktische Nachteile

Mit der sozialistischen Planwirtschaft ergaben sich praktische Nachteile und die prognostizierten Vorteile konnten wegen der vielen unüberwindbaren Probleme bis heute nicht umgesetzt werden.

Überall dort, wo die sozialistischen Ordnungsformen der Planwirtschaft durchgesetzt wurden, zeigte sich bis heute ein unübersehbarer Widerspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit.

Die von Friedrich Engels als Entwurf angedeutete neue Qualität des menschlichen Zusammenlebens, erreicht durch die Beseitigung der planlosen, anonymen Warenproduktion und die Vergesellschaftung der Produktionsmittel in der Planwirtschaft, wartet bis heute noch auf ihre Erfüllung.[3]

Im Vergleich zur freien Marktwirtschaft hat die sozialistische Planwirtschaft und Wirtschaftsordnung keinen höheren Wohlstand und keine größeren Freiheitsrechte hervorgebracht. Ganz im Gegenteil.

Vor allem im Bereich des Umweltschutzes oder Naturschutzes hat sich in der Praxis gezeigt, dass eine Planwirtschaft im Vergleich zu einer Marktwirtschaft zu schlechteren Resultaten führt.

Die Ursache größerer Umweltzerstörung im Bereich von Luft, Boden und Wasser in Zentralverwaltungswirtschaften liegt im geringeren gesellschaftlichen Wohlstand, den sie hervorbringen können.

Deshalb kann es ohne ein funktionierendes Wirtschaftssystem auch keinen Umweltschutz geben:

Irgendwann bestimmen die Bedürfnisse des täglichen Lebens und Knappheiten maßgeblich das Handeln von Produktionsbetrieben (Unternehmen), Konsumenten und der staatlichen Zentralverwaltung.

Umweltschutz kostet Geld oder anders ausgedrückt: Umweltschutz muss man sich leisten können.

In welchen Ländern gab und gibt es die Zentralverwaltungswirtschaft?

Planwirtschaften bergen unüberwindbare Probleme in sich und waren deshalb reformbedürftig, wie die Praxis der Zentralverwaltungswirtschaft inzwischen gezeigt hat.

In welchen Ländern gab es die Planwirtschaft?

Die meisten kommunistisch regierten Länder haben ab Ende der 1980er Jahre ihre sozialistische Planwirtschaft mit Staatseigentum in eine Marktwirtschaft mit vorwiegend Privateigentum umgewandelt.

Das galt vor allem für China und die ehemalige Sowjetunion (UdSSR) mit ihren Unionsrepubliken und den Ländern des früheren kommunistischen Ostblocks.

Zur Sowjetunion zählten ab 1956 die folgenden 15 Unionsrepubliken (Sowjetrepubliken) mit sozialistischer Planwirtschaft:

Armenien, Aserbaidschan, Estland, Georgien, Kasachstan, Kirgisistan, Lettland, Litauen, Moldau, Russland, Tadschikistan, Turkmenistan, Ukraine, Usbekistan und Weißrussland (Belarus).

Zu den Ostblock-Staaten zählten bis zum Fall des Eisernen Vorhangs in Europa 1989 Bulgarien, die Deutsche Demokratische Republik (DDR), Polen, Rumänien, die Tschechoslowakei (ČSSR) und Ungarn.

Sie folgten dem Modell der Planwirtschaft und der Theorie einer Zentralverwaltungswirtschaft nach Karl Marx und Friedrich Engels, mit dem das kapitalistische System überwunden werden sollte.

In welchen Ländern gibt es noch die Planwirtschaft?

In unterschiedlicher Ausprägung sind Elemente einer Zentralverwaltungswirtschaft im 21. Jahrhundert noch in der Wirtschaftslenkung von China, Kuba, Nordkorea, Venezuela und Vietnam zu finden.

Sonderfall der Umwandlung: die DDR

Ein Sonderfall der schnellen Umwandlung einer Planwirtschaft in eine Marktwirtschaft fand 1990 auf dem Gebiet der ehemaligen DDR statt. Dabei handelte es sich um einen sog. „Super-Big-Bang“.[4]

Der Super-Big-Bang konnte in Mitteldeutschland nur erfolgen, weil die Umwandlung des Wirtschaftssystems mit einer politischen Vereinigung der DDR mit der West-BRD verbunden war.

Dabei wurden fast das gesamte langjährig erprobte und bewährte Finanzsystem, Geldsystem, Rechtssystem, Steuersystem und Verwaltungssystem der alten Bundesrepublik Deutschland übernommen.

Auf diese Weise wurde ein stabiler rechtlicher und institutioneller Rahmen geschaffen, den Investoren brauchen, um langfristige Projekte zu wagen.[5]

Im Rahmen der „Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion“ erhielt die DDR von der West-BRD außerdem zum Start der Umwandlung ihrer Planwirtschaft eine schnelle und massive Anschubfinanzierung:

Insgesamt sind im Jahre 1990 über öffentliche Stellen 64 Mrd. DM in das Gebiet der DDR geflossen; im Jahre 1991 waren es 113 Mrd. DM.[6]

Ermöglicht und refinanziert werden sollte diese Anschubfinanzierung in erster Linie durch das „Gesetz zur Privatisierung und Reorganisation des volkseigenen Vermögens“ (Treuhandgesetz) vom 1. Juli 1990.

Hierfür war bereits zur Organisation der Privatisierung staatlicher Betriebe am 1. März 1990 vom Ministerrat der DDR die Treuhandanstalt (kurz: Treuhand) in Berlin gegründet worden.

Das Treuhandgesetz verschaffte der Treuhand die Verfügungsgewalt über alle volkseigenen Betriebe.

Sie sollte diese sanieren und in rentable, private Unternehmen umwandeln und in den Fällen, in denen das nicht möglich war, selbige stilllegen und das Anlagevermögen veräußern.

Wird die Auflösung der Treuhand zum Jahresende 1994 als wesentlicher Meilenstein interpretiert, dann dauerte die Umwandlung der DDR-Planwirtschaft in eine soziale Marktwirtschaft etwa grob 4,5 Jahre.

Die Starthilfen für eine so abrupte Umwandlung einer Planwirtschaft in eine Marktwirtschaft wie in der DDR waren in anderen sozialistischen Ländern nicht gegeben, weshalb sie dort länger dauerte.

Der Systemübergang in der DDR in einem großen Sprung (Big-Bang-Ansatz) anstelle eines stufenweisen, allmählichen Übergangs (Gradualismus-Ansatz) hatte im Ergebnis folgende Vorteile:



Die zu erwartenden Auswirkungen und Nachteile einer derartigen Schocktherapie für die Gesellschaft und die Wirtschaft der DDR blieben somit aus.

Allerdings kann in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben, dass wider allen Erwartungen die Bilanz der Treuhand bei ihrer Auflösung Ende 1994 einen negativen Saldo von 205 Mrd. Euro auswies.[7]

Warum ist der Sozialismus gescheitert?

Als Erklärung, warum der Sozialismus gescheitert ist, sind Mängel und Konstruktionsfehler innerhalb der sozialistischen Wirtschaftsordnung zu nennen.

Diese geht von einer unrealistischen Vorstellung über das Planungsproblem und Lenkungsproblem in Industriegesellschaften aus, basierend auf einem unrealistischen Menschenbild.[8]

Planungsprobleme und Lenkungsprobleme

Der Anspruch, die volkswirtschaftlichen Prozesse bewusst und zielgerecht zu planen, führt notwendigerweise zu Planungsproblemen und Lenkungsproblemen.

Und er führt zu einer zentralen, staatlichen Planungsbehörde, bei der ökonomische und politische Macht zusammengeballt sind.

Der großen Mehrheit der Gesellschaftsmitglieder verbleiben dabei minimale Entscheidungsspielräume.

Anders als in der Marktwirtschaft sind in der Planwirtschaft des Sozialismus Vorgänge wie der freie Handel, die Festlegung von Preisen, die Nutzung von Produktionsfaktoren und deren koordinierter Einsatz an staatliche Genehmigungen und zentrale Kontrollen gebunden.

Die Nachteile und Probleme der zentralen Planung und Koordination ergeben sich durch die Unüberschaubarkeit der volkswirtschaftlichen Prozesse.

In einer komplexen Industriegesellschaft übersteigt die Zahl zu planender Güter die Millionengrenze.

Zusätzlich gehen in einem arbeitsteilig organisierten Industriesystem Tausende von Daten in jeden Produktionsprozess ein.

In der Konsequenz müssten von einer zentralen Planungsstelle Milliarden derartiger Daten richtig eingeplant werden. Das Versagen der Planwirtschaft ist somit vorprogrammiert.

Daher genügt es nicht, wie Friedrich Engels glaubte, einfach zu wissen „wie viel Arbeit jeder Gebrauchsgegenstand zu seiner Herstellung bedarf“, um danach den Volkswirtschaftsplan aufzustellen.[9]

Vielmehr muss bekannt sein, welcher Bedarf mit Hilfe welcher Güter in welchen Arten und Mengen und mit welchem Verfahren zu produzieren ist.

Weiter muss bekannt sein, wie und auf wen die hergestellten Güter zu verteilen sind.

Das wiederum erfordert genaue Informationen über:

  1. Die relativen Knappheiten aller Güterarten, um über die Verwendung der Güter zu entscheiden,

  2. Die Differenzen zwischen tatsächlicher Verfügbarkeit und tatsächlichem Bedarf einzelner Güter.


Andernfalls ist eine rationale Planung und Lenkung der Wirtschaftsprozesse gänzlich nicht möglich.

Wird dabei auf den Markt als Informationssystem verzichtet, in dem über den Preisbildungsmechanismus relative Knappheiten von Gütern einfach und effizient angezeigt werden, verbleibt nur die Zentralisation der Informationen in Verbindung mit einer zentralen Koordination der wirtschaftlichen Entscheidungen.[10]

Die Planung zukünftiger Wirtschaftsabläufe in der Planwirtschaft bedeutet jedoch nichts anderes als die Programmierung zukünftiger Verhaltensweisen von Millionen von Menschen.

Die Umsetzung des zentral festgelegten Plans hat zwangsläufig mit Hilfe konkreter Regeln und Verhaltensvorschriften wie Auflagen und Kennziffern zu erfolgen.

Dabei muss der Handlungsspielraum der einzelnen Produzenten im Kommunismus minimal gehalten werden, um die Erreichung des angestrebten Sollzustands nicht zu gefährden.

Unrealistisches Menschenbild

Ein weiterer Grund, warum die sozialistische Planwirtschaft weltweit gescheitert ist bzw. warum sich ihre prognostizierten Vorteile nicht umsetzen ließen, liegt in ihrem unrealistischen Menschenbild.

Die zentrale Programmierung der Verhaltensweisen in der Planwirtschaft hat als Nachteile zur Folge, dass sie zur Einengung persönlicher Freiräume führt und die Einzelnen dem Willen der zentralen Leitung unterwirft.

In einem solchen System sind Menschen erforderlich, die ihr Leben einzig und allein an den staatlichen Wirtschaftsplänen ausrichten, weil diese die gesellschaftlichen Interessen widerspiegeln. Das bedeutet:

Der Einzelne darf in einer zentralistischen Planwirtschaft nur von sozialen Tugenden geleitet werden.

Besitzdenken, soziales Aufstiegsstreben, Egoismus, Neid, Bequemlichkeit oder gar Faulheit und sonstige allzu bekannte menschliche Schwächen müssen den einzelnen Menschen fremd sein.

Die plankonforme Arbeit muss zum wichtigsten Lebensbedürfnis aller Gesellschaftsmitglieder werden.

Allerdings lassen sich derart vollkommene Lebewesen in der bisherigen Geschichte der sozialistischen Wirtschaftsordnung und ihrer Planwirtschaft nicht nachweisen.

Wären alle Menschen reine Altruisten, deren Denken und Handeln durch Selbstlosigkeit, Uneigennützigkeit und Rücksicht auf andere gekennzeichnet ist, so wären Leistungsanreize überflüssig.

Alle würden ohnehin das Richtige tun und sich genauso anstrengen, wie wenn die Vorteile und Früchte ihrer Arbeit nur ihnen allein zugutekämen.

In der Tat geht der Kommunismus im Gegensatz zur christlichen Lehre vom Bild des guten Menschen aus. Doch leider ist die Wirklichkeit eine andere, weil die (meisten) Menschen zum Egoismus neigen.

Ein ökonomisches Wirtschaftssystem kann jedoch nur dann Erfolg haben, wenn es auf einem realistischen Menschenbild basiert.

Der Wunschtraum einer idealen Gesellschaft, wie er in der sozialistischen Planwirtschaft des Kommunismus zum Ausdruck kommt, kann deshalb von vornherein nur zum Scheitern verurteilt sein.

Unzufriedenheit der Bevölkerung

Die Durchsetzung einer sozialistischen Planwirtschaft führte, wie die Praxis gezeigt hat, aus folgenden Gründen zu einer (zunehmenden) Unzufriedenheit in der Bevölkerung:

Wegen der fehlenden Leistungsanreize in der sozialistischen Planwirtschaft zählte es zu den Aufgaben des Staates, der Bevölkerung ihr Verhalten in der Güterproduktion zentral zu befehlen.

Nur ist bekanntlich Zwang bei mangelnder Arbeitsmotivation ein eher ungeeignetes Mittel, um die Leistungsbereitschaft von Menschen dauerhaft zu erhöhen.

Hinzukam, dass die Güterversorgung wegen der Ineffizienz der Güterproduktion in der sozialistischen Planwirtschaft von weiten Teilen der Bevölkerung als unzureichend wahrgenommen wurde.

Das lag nicht zuletzt daran, dass die Menschen in den kommunistisch regierten Ländern nicht vor Informationen aus den modernen Massenmedien wie Fernsehen, Radio, Zeitungen und Zeitschriften oder von Besuchern aus den Industrieländern gänzlich abgeschottet werden konnten.

Dadurch konnten die Menschen die Verhältnisse in ihrer Zentralverwaltungswirtschaft mit den Verhältnissen in Ländern mit einer Marktwirtschaft vergleichen.

Und zwar bezüglich der folgenden Kriterien:


Dieser Vergleich der Marktwirtschaft mit der Planwirtschaft musste zwangsläufig Auswirkungen haben und große Unzufriedenheit in einer Bevölkerung mit sozialistischer Wirtschaftslenkung hervorrufen.

So konnte es nicht ausbleiben, dass die Führer der sozialistischen Staaten Gewalt einsetzen mussten, um politische Proteste der Bevölkerung zu unterdrücken.

Doch das erhöhte noch mehr die Unzufriedenheit der Bevölkerung und die desolate Wirtschaftslage.

Internationaler Machtkampf

Der internationale Machtkampf zwang die Führung der Kommunistischen Partei in der Volksrepublik China und der Sowjetunion letztlich zu marktwirtschaftlichen Reformen ihrer Planwirtschaft.

Bekanntlich ist die wirtschaftliche Stärke eines Landes im internationalen Vergleich maßgeblich von Bedeutung für die militärische und politische Macht, die es auf internationaler Ebene ausüben kann.

Dieser Umstand war von Bedeutung für das im kommunistischen Manifest von Karl Marx und Friedrich Engels zum Ausdruck gebrachte Ziel des Sozialismus: „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“[11]

Nach der Ideologie des Kommunismus soll sich der Sozialismus, der die Arbeiterklasse von der Knechtschaft durch die kapitalistische Klasse befreit, im Zuge einer Weltrevolution international durchsetzen.

Marx und Engels verdeutlichten dieses große Ziel in ihrem kommunistischen Manifest wie folgt:

„Mit einem Wort, die Kommunisten unterstützen überall jede revolutionäre Bewegung gegen die bestehenden gesellschaftlichen und politischen Zustände.“[11]

In der Folge führte diese Ideologie dazu, dass China und die Sowjetunion jahrzehntelang versuchten, ihre Macht auszuweiten, um die kommunistische Weltrevolution vorzubereiten und zu unterstützen.

Das kam zum Ausdruck durch einen teuren Rüstungswettlauf mit den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) und ihren westlichen NATO-Bündnispartnern im Zuge des Kalten Krieges im Ost-West-Konflikt.

Bei diesem Konflikt hatte die Sowjetunion eine Führungsrolle im Militärbündnis des Warschauer Paktes zusammen mit den sozialistischen Ostblock-Staaten (Bulgarien, DDR, Polen, Rumänien, Tschechoslowakei, Ungarn) sowie China, Nordkorea und Nordvietnam im Beobachterstatus.

Zudem befand sich die Sowjetunion seit Anfang der 1960er Jahre bis zu ihrer Auflösung 1991 in einem Spannungsfeld mit China. Beide Großmächte warfen einander imperialistische Interessen vor.

Die militärischen Spannungen zwischen den beiden Riesenreichen, die eine über 4.000 km lange gemeinsame Grenze trennte, fanden ihren vorläufigen Höhepunkt 1969 im sog. „Zwischenfall am Ussuri“.

Dieser militärische Konflikt am Grenzfluss Ussuri um die Insel Zhenbao Dao hätte fast zu einer größeren militärischen Auseinandersetzung zwischen China und der Sowjetunion geführt.

So waren für die Sowjetunion auch innerhalb des Warschauer Paktes Mittel für die Verteidigung aufzubringen, was die Militärkosten zusätzlich zum Kalten Krieg mit den Westmächten erhöhte.

Auswirkungen davon waren, dass sich mit einer Planwirtschaft die immensen Militärkosten nicht mehr finanzieren ließen und die Versorgungslage der sowjetischen Bevölkerung immer schlechter wurde.

Die Volksrepublik China wiederum war mit einem drohenden Rückgang ihrer wirtschaftlichen Machtposition durch das Wirtschaftswachstum der vier asiatischen Tigerstaaten konfrontiert.

Seit den 1980er Jahren waren die Volkswirtschaften Südostasiens dank ihrer Marktwirtschaft (Hongkong, Singapur, Südkorea, Taiwan) in der Wettbewerbsfähigkeit an die Industrieländer herangerückt.

Das zwang die Volksrepublik China letztlich dazu, um dem drohenden Rückgang ihres Außenhandels entgegenzuwirken, ihre Planwirtschaft in Richtung Marktwirtschaft zu reformieren.

Fazit des Vergleichs der Wirtschaftssysteme

Historisch hat die wirtschaftliche Entwicklung der Volksrepublik China und der Sowjetunion mit den Ostblock-Staaten (Bulgarien, DDR, Polen, Rumänien, Tschechoslowakei, Ungarn) eindeutig gezeigt:

Eine Marktwirtschaft passt im Vergleich zur Planwirtschaft weitaus besser zur industriellen Massenproduktion und ermöglicht eine bessere Entfaltung der wirtschaftlichen Produktivkräfte eines Landes.

Deshalb haben die meisten ehemals kommunistisch regierten Länder ihr zentral gelenktes Wirtschaftssystem in eine dezentral gelenkte Marktwirtschaft mit überwiegendem Privateigentum umgewandelt.


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Literaturangaben:

[1] Woll, Artur (1984): Allgemeine Volkswirtschaftslehre, 8. Auflage, Franz Vahlen Verlag, München, S.67.

[2] Hamel, Hannelore (1989): Soziale Marktwirtschaft – Sozialistische Planwirtschaft, ein Vergleich Bundesrepublik Deutschland – DDR, Franz Vahlen Verlag, München, S.17/19.

[3] Ebenda, S.21f.

[4] Gahlen, Bernhard/Hesse, Helmut/Ramser, Hans Jürgen (1992): Von der Planwirtschaft zur Marktwirtschaft – Eine Zwischenbilanz, Verlag J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen, S.10.

[5] Sinn, Gerlinde/Sinn, Hans-Werner (1993): Kaltstart – Volkswirtschaftliche Aspekte der Deutschen Vereinigung, 3. Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag (dtv) im C.H. Beck Verlag, München, S.29.

[6] Ebenda, S.30.

[7] Deutsche Bundesbank: Monatsbericht März 1997, Frankfurt am Main, S.22.

[8] Hamel, Hannelore (1989): Soziale Marktwirtschaft – Sozialistische Planwirtschaft, ein Vergleich Bundesrepublik Deutschland – DDR, Franz Vahlen Verlag, München, S.21f.

[9] Matis, Herbert (1992): Der Weg aus der Knechtschaft – Probleme des Übergangs von der Planwirtschaft zur Marktwirtschaft, Ueberreuter-Verlag, Wien, S.54.

[10] Ebenda S.55

[11] Marx, Karl/Engels, Friedrich (1848): Manifest der Kommunistischen Partei, 1. Auflage, London, S.23.


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