Welche Instrumente bzw. welcher Praxisleitfaden eignen sich zur Überprüfung, wie konsequent eine ökologisch orientierte Unternehmensethik in Unternehmen umgesetzt wird?
INHALT
Die Beantwortung folgender Fragen kann Aufschluss darüber geben, ob als Folge einer
ökologischen Unternehmensethik umweltschonende
Produktionsverfahren zur Anwendung kommen:
Wird auf möglichst geringen Energie- und Rohstoffverbrauch auf allen Produktionsstufen geachtet?
Werden auf allen Produktionsstufen Energien und Rohstoffe mit möglichst geringer Umweltbelastung und umweltschonender Entsorgung eingesetzt?
Wird auf allen Produktionsstufen auf Umweltfreundlichkeit geachtet oder nur auf einigen?
Werden auf allen Produktionsstufen keine riskanten Technologien mit Langzeitwirkung eingesetzt?
Erfolgt die Produktion weltweit nach den gleichen umweltschonenden Standards?
Die letzte Frage überprüft, ob im Bereich der Produktion Umweltdumping betrieben wird, indem die Produktion in Länder mit weniger strengen Umweltvorschriften verlegt wird, um Kosten zu sparen.
Dieses Instrument des Praxisleitfadens weist darauf hin, dass eine Überprüfung des Umweltschutzes in der Produktion alle Phasen des Produktionsprozesses umfasst.
In Unternehmen mit mehrstufiger Produktion ist bei der
Überprüfung einer ökologisch ausgerichteten Unternehmensethik zu
beachten, dass die Transporte umweltfreundlich gestaltet werden und die
folgenden drei Transportwege so kurz wie möglich sind:
Transport der Rohstoffe und fremdbezogener Vorprodukte zum Produktionsstandort
Transport der Zwischenprodukte zwischen verschiedenen Produktionsstätten
Transport der Fertigprodukte zum Kunden.
Zudem sollten für alle Transporte möglichst umweltfreundliche Transportmittel eingesetzt werden.
Dieses Instrument des Praxisleitfadens weist darauf hin, dass eine Überprüfung des Umweltschutzes in mehrstufigen Produktionsabläufen auch alle damit verbundenen Transportwege umfasst.
Die Beantwortung folgender Fragen kann Aufschluss darüber geben, ob
als Folge einer ökologisch orientierten Unternehmensethik eine seriöse
Umweltkommunikation und Offenlegung von Informationen stattfinden:
Werden ausschließlich bestimmte oder sämtliche umweltrelevanten Informationen offengelegt?
Werden alle Inhaltsstoffe der hergestellten Produkte deklariert?
Kommen Umweltzeichen, beispielsweise durch Öko-Label oder Bio-Siegel, zum Einsatz?
Wie wird die Öffentlichkeit über die Umweltverträglichkeit der hergestellten Produkte informiert?
Veröffentlicht das Unternehmen Umweltschutz-Berichte, wie zum Beispiel ein Öko-Audit oder Ökobilanzen?
Verfolgt ein „umweltfreundliches Unternehmen“ mit seiner
Umweltkommunikation lediglich Pseudo-Ökomarketing als werbetechnisches
Instrument?
Dieses Instrument des Praxisleitfadens dient dazu, zu überprüfen, ob Unternehmen bei der Offenlegung umweltrelevanter Informationen ein übertrieben positives Bild von sich selbst vermitteln.
Darüber hinaus kann es Aufschluss darüber geben, ob Unternehmen versuchen, mit ihrer Umweltkommunikation auf seriöse Art und Weise das Vertrauen von Kunden und der Öffentlichkeit zu gewinnen.
Die Beantwortung folgender Fragen kann Aufschluss darüber geben, ob als Folge einer
ökologisch orientierten Unternehmensethik Produkte mit einer möglichst
großen Umweltfreundlichkeit hergestellt werden:
Wie hoch ist die Belastung der Umwelt und der Natur durch die Nutzung der Produkte?
Sind die Produkte im Sinne des nachhaltigen Umweltschutzes möglichst vollständig recycelbar?
Wie ist es um die Langlebigkeit und Qualität der Produkte bestellt?
Werden potentielle Umweltbelastungen durch die spätere Nutzung von Produkten bereits bei der Produktentwicklung berücksichtigt und wird versucht, diese zu vermeiden?
Dieses Instrument des Praxisleitfadens hinterfragt die
Umweltfreundlichkeit von Produkten anhand ihrer umweltschonenden
Bereitstellung, Entwicklung, Langlebigkeit, Nutzung und Entsorgung.
Bei der Langlebigkeit von Produkten stellt sich die Frage, ob sich Unternehmen als Teil einer Wegwerfgesellschaft verstehen, in der materielle Gegenstände relativ kurz benutzt und relativ schnell entsorgt werden.
Je nach Produktart kann die Überprüfung der Umweltfreundlichkeit von Produkten auch die Berücksichtigung von Belangen des Tierschutzes beinhalten, wie es sich beispielsweise bei Kosmetikartikeln, Bekleidung oder Lebensmitteln anbietet.[1]
Die Beantwortung folgender Fragen kann Aufschluss darüber geben, ob als Folge einer
ökologisch orientierten Unternehmensethik ein systematisches Umweltmanagement stattfindet:
Ist der Umweltschutz Teil der Unternehmensphilosophie und existieren beispielsweise Umweltschutzbeauftragte, die die Unternehmensführung kontinuierlich über Verbesserungsmöglichkeiten informieren?
Werden Produkte entwickelt, die natur- und umweltverträglicher sind, als es die ökologischen Rahmenbedingungen der Wirtschaft erfordern?
Verzichten Unternehmen freiwillig auf besonders umweltschädliche Produkte, um ihrer Verantwortung für nachfolgende Generationen gerecht zu werden? Dies kann beispielsweise durch die Unterzeichnung von Selbstverpflichtungserklärungen, wie der Tutzinger Erklärung, zum Ausdruck kommen.
Werden die hergestellten Produkte regelmäßig auf ihre Umweltfreundlichkeit hin untersucht?
Engagieren sich Unternehmen aktiv für eine Verbesserung der ökologischen Rahmenbedingungen der Wirtschaft? Ein solches betriebliches Umweltengagement kann beispielsweise durch eine Mitgliedschaft in einem ökologischen Unternehmerverband zum Ausdruck gebracht werden.[2]
Können möglichst viele Mitarbeiter Umweltschutzmaßnahmen durch ein betriebliches Vorschlagswesen für ökologische Verbesserungen mitgestalten?
Werden Mitarbeitern Schulungen, Fortbildungen oder Weiterbildungen über Umweltschutz angeboten?
Dieses Instrument des Praxisleitfadens betont die Bedeutung eines integrierten Umweltschutzes:
Ein systematisches Umweltmanagement in Unternehmen mündet in einen integrierten Umweltschutz, bei dem sich möglichst viele Mitarbeiter für eine Vermeidung von Umweltbelastungen einsetzen.
Dies kann durch umweltfreundlichere Produktionsmethoden oder durch Produkte geschehen, die die Umwelt bei ihrer Produktion, Nutzung und Entsorgung bzw. Wiederverwertung möglichst wenig belasten.
Die Beantwortung folgender Fragen kann Aufschluss darüber geben, ob eine
ökologisch orientierte Unternehmensethik ein systematisches
Abfallmanagement und eine systematische Abfallvermeidung zur Folge hat:
Versuchen Unternehmen, Verpackungen und Verpackungsmüll zu vermeiden, und wurde dabei ein Kompromiss zwischen Transport-, Haltbarkeits- und Hygieneanforderungen erreicht?
Fühlen sich Unternehmen für Abfälle verantwortlich, die das Werkstor bereits verlassen haben?
Werden Abfälle systematisch nach Menge, Art und Entstehungsgrund erfasst und umweltgerecht gesammelt, sortiert und entsorgt?
Geben Unternehmen Rücknahmegarantien für ihre Produkte am Ende ihrer Nutzbarkeit oder für Reststoffe, die durch die Nutzung ihrer Produkte entstehen? [3]
Erfolgt im Bereich der Abfallentsorgung sogenanntes Umweltdumping, indem Müllexporte in andere Länder stattfinden, insbesondere in Entwicklungsländern, um Kosten der Entsorgung einzusparen?
Dieses Instrument des Praxisleitfadens hinterfragt, ob Unternehmen alle Möglichkeiten der
Abfallvermeidung und der umweltfreundlichen Entsorgung von Abfällen nutzen.
Ein solches systematisches Abfallmanagement ist gerade in Hinblick auf das Problem der » Verschmutzung der Weltmeere mit Plastikmüll von großer Bedeutung.
Der Wandel von Technologie und Wissen kann sich auch auf die Ökobilanzen von Produkten auswirken.
Dies führt zu einer Anpassung der Bewertungen möglicher Umweltauswirkungen von Produkten sowie der Bewertung der Energiebilanz von Produkten – von der Produktion über die Nutzung bis hin zur Entsorgung.
Eine positive Folge von Ökobilanzen besteht darin, dass neue Produktionsverfahren und Produkte vorteilhafter für den Natur- und Umweltschutz werden können.
Denkbare Beispiele hierfür sind neue Anbaumethoden, Herstellungsverfahren oder Transportmöglichkeiten.
Damit Ökobilanzen Vertrauen in die Umweltfreundlichkeit von Produkten schaffen, müssen sie kontinuierlich neutral überprüft werden, beispielsweise durch unabhängige Institute oder Verbraucherschutzverbände.
Auf diese Weise kann „Etikettenschwindel“ aufgedeckt und Druck auf Unternehmen ausgeübt werden, stetig bessere Produktionsverfahren und Produkte zu entwickeln.
Für den Natur- und Umweltschutz wäre es fatal, wenn Konsumenten verunsichert sind und zu der Annahme gelangen, dass Bio-Produkte „ohnehin nicht biologisch hergestellt wurden“ und es daher „egal ist, was man kauft“.
Die Bewertung von Ökobilanzen ist jedoch oft komplex, insbesondere im Hinblick auf folgende Fragen:
Welches Ausmaß hat der ökologische Schaden eines bestimmten Produkts oder Produktionsverfahrens?
Welche Alternative führt zu der geringsten ökologischen Belastung für Umwelt und Natur?
Dies verdeutlicht sich anhand der Bewertung der Ökobilanzen, die sich bei der Nutzung der Atomkraft und Windkraft ergeben.
Argumente gegen die Nutzung der Atomenergie sind das Problem der ungelösten Endlagerung von Atommüll, der fehlende Schutz vor bewaffneten Angriffen, mögliche Reaktorkatastrophen wie Tschernobyl und Fukushima oder die Naturzerstörung durch den Abbau von Uran für die Brennelemente.
Argumente gegen die Nutzung der Windenergie sind die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes, die Gefährdung von Zugvögeln und Insekten, möglicherweise die Zerstörung unberührter Wälder, die Infraschall-Belastung der Umwelt, das ungelöste Problem des Recyclings der Rotorblätter oder die Bodenverdichtung.
Um Konsumenten von der Umweltfreundlichkeit von Produkten zu überzeugen, eignen sich neben Ökobilanzen auch Umweltzeichen wie Öko-Label und Bio-Siegel, die strikten Kontrollen unterliegen.
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Anmerkungen:
[1] Ein Praxisleitfaden mit einer weiterführenden Überprüfung des Umweltengagements von Unternehmen könnte auch die Frage beinhalten, welchen umweltethischen Ansatz ein Unternehmen vertritt: ob eine anthropozentrische, pathozentrische, biozentrische oder holistische (ökozentrische) Umweltethik.
[2] Vgl. hierzu beispielsweise ökologisch orientierte Unternehmensverbände.
[3] Ein Verantwortungsgefühl für die Entsorgung von Produktionsabfällen kann sich aus dem Bewusstsein ergeben, dass Produkte nicht verkauft werden können, ohne dafür die Verantwortung zu übernehmen. Dies gilt sowohl für die Entsorgung der Produkte nach dem Ende ihrer Nutzungsmöglichkeit als auch für Reststoffe, die durch ihre Nutzung entstehen.
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