Welche ethische Verantwortung kommt Unternehmen bei der » Lösung der weltweiten Umweltkrise zu? Welche praktischen Beispiele und aktuellen Themen einer Unternehmensethik gibt es?
INHALT
Die Unternehmensethik (englisch: business ethics, corporate ethics) beschäftigt sich mit ethischem Verhalten privater und öffentlicher Unternehmen jenseits einer ökonomischen Gewinnmaximierung.
Dabei kann ethisches Verhalten durch bestimmtes Handeln oder Unterlassen zum Ausdruck kommen.
Als Teilgebiet der Philosophie ist die Ethik zunächst von der Idee eines sinnvollen menschlichen Lebens geleitet und sie sucht nach allgemeingültigen Aussagen über das gute und gerechte Handeln.[1]
Ausgehend von dieser Definition ist die Unternehmensethik als Unterdisziplin der Ethik von der Idee einer sinnvollen unternehmerischen Tätigkeit geleitet und sie sucht nach allgemeingültigen Aussagen über das gute und gerechte Handeln von Unternehmen.
Einfach ausgedrückt beleuchtet Unternehmensethik somit die Frage, was Unternehmen wollen sollen.
Eine in der Praxis angewandte Unternehmensethik dreht sich prinzipiell um folgende zentrale Fragen:
Sollen Unternehmen sich selbst zur Einhaltung bestimmter ethischer Werte verpflichten und dabei eigene Interessen zurückstellen und nicht existenzgefährdende Gewinnverluste in Kauf nehmen?
Sollen sich Unternehmen aktiv an der Gestaltung von Rahmenbedingungen für die Wirtschaft beteiligen, die soziale Belange oder Belange des Naturschutzes oder Tierschutzes berücksichtigen?
Sollen sich Unternehmen bei ethischen Entscheidungen, die für sie auch ökonomisch von Bedeutung sind, nur an den Regeln der Wirtschaftsordnung orientieren?
Die genannten Fragen richten die Perspektive der Unternehmensethik auf
die geltende Rahmenordnung der Wirtschaft, deren Bedeutung wie folgt zum Ausdruck kommen kann:
„Der systematische Ort der Moral in der Marktwirtschaft ist die Rahmenordnung.“
(Dr. Karl Homann, emeritierter Professor für Philosophie und Ökonomik der LMU München) [2]
Allerdings verhalten sich Unternehmen nicht deshalb ethisch, weil
sie sich an die Regeln der geltenden Rahmenordnung der Wirtschaft halten. Vielmehr
sollten sie diese Regeln auch ethisch hinterfragen:
Lässt die Rahmenordnung zum Beispiel Naturzerstörung oder Tierversuche zu, müssen Unternehmen nicht zwingend diesen Handlungsspielraum ausschöpfen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Ebenso verhält es sich, wenn die Rahmenordnung die Ausbeutung von Arbeitskraft zulassen würde. Sei es durch Sklavenarbeit, Zwangsarbeit oder die Bezahlung von Hungerlöhnen bzw. Niedriglöhnen.
Unternehmensethik mündet letztlich im Hinterfragen von Regelungen oder Regelungslücken in der geltenden Rahmenordnung und der Frage „Was dürfen und was sollen Unternehmen tun?“
Einfach erklärt bewegt sich die Unternehmensethik stets im Spannungsfeld zwischen einer Ordnungsethik (wie lassen sich ethische Regeln in eine Gesellschaft integrieren?) und einer Individualethik (welche Rolle spielen ethisch relevante Entscheidungen einzelner Unternehmen?).[3]
Die Wirtschaftsethik beschäftigt sich normsetzend (normativ) mit der Einführung moralischer Normen und beschreibend (deskriptiv) mit den in der Praxis verbindlich akzeptierten Werten in der Wirtschaft.
Einfach ausgedrückt, hinterfragt die Wirtschaftsethik, welche Werte in der Wirtschaft gelten sollten und welche Werte in Wirklichkeit gerade gelten.
Das Ziel dabei ist, einen Ausgleich zwischen Ethik und Ökonomie zu erreichen (vgl. hierzu die jeweiligen Definitionen auf der Unterseite über das » Verhältnis von Ethik, Ökonomie und Ökologie).
Ist der Begriff der Unternehmensethik ein Synonym für Wirtschaftsethik? Diese Frage kann aus folgendem Grund verneint werden:
Die Wirtschaftsethik (englisch: business ethics) beschäftigt sich neben der Unternehmensethik auch mit der Konsumentenethik (englisch: consumer ethics), also dem ethischen Verhalten von Konsumenten.
Ferner beschäftigt sie sich mit dem ethischen Verhalten von öffentlichen Verwaltungen und Staaten. Folglich ist die Unternehmensethik ein Teilgebiet der Wirtschaftsethik.
Die folgende Grafik zeigt praktische Beispiele verschiedener
Adressaten und Bereiche, an die sich eine Unternehmensethik wenden kann:
Bild: Praktische Beispiele, Adressaten und Bereiche der
Unternehmensethik *
Die Bedeutung einer Unternehmensethik lässt sich aus verschiedenen Themen im Bereich der Wirtschaft, des Naturschutzes und Umweltschutzes oder des Tierschutzes ableiten.
Bei diesen Themen kann eine Unternehmensethik dazu beitragen, Regelungslücken zu schließen.
Viele Bereiche der Marktwirtschaft sind bereits gesetzlich oder vertraglich geregelt. Das kommt zum Beispiel im Arbeitsrecht, Mitbestimmungsrecht, Kündigungsrecht, Produkthaftungsrecht, Verbraucherschutzrecht oder Wettbewerbsrecht zum Ausdruck.
Diese staatlichen Rahmenbedingungen für die Wirtschaft wurden in allen marktwirtschaftlich geprägten Ländern auf der Welt in unterschiedlichem Umfang mit dem Ziel eingeführt, die Funktionalität des Marktes sicherzustellen oder soziale Ungerechtigkeiten auszugleichen.
Dennoch kommt es immer wieder zu Wirtschaftsskandalen im Zusammenhang mit fragwürdigen Geschäftspraktiken von Unternehmen wie Mitarbeiterüberwachung, Insidergeschäfte und Korruption.
Dazu zählen auch Skandale in der Wirtschaft wie unzählige Schmiergeldaffären, Veruntreuungen und Bankenskandale. Ebenso Finanzskandale wie Infineon oder Wirecard und Steuerskandale wie Cum-Ex.
Die Bedeutung einer Unternehmensethik zeigen auch Lebensmittelskandale, deren Ursache in fragwürdigem Profitstreben von Unternehmen lag, und die staatliche Regelungen nicht verhindern konnten.
Beispiele hierfür sind mit Frostschutzmittel gepanschter Wein (Glykolwein), verdorbenes Fleisch (Gammelfleisch), mit verdorbenen Hühnereiern hergestellte Nudeln oder der Müller-Brot-Hygieneskandal.
Nicht zuletzt der BSE-Skandal (Rinderwahn-Tierseuche) mit dem Verkauf von infiziertem Rindfleisch:
Zuvor waren Rinder, die von Natur aus reine Pflanzenfresser sind, mit infiziertem Tiermehl gefüttert worden, um ihr Wachstum zu beschleunigen und damit die Erträge in der Rinderzucht zu steigern.
Auch im Naturschutz und Umweltschutz sind die staatlichen Rahmenbedingungen nicht ausreichend.
Das zeigt zum Beispiel die weltweite Verschmutzung von Gewässern mit industriellen Chemikalien, Düngemitteln, Pestiziden, radioaktiven Stoffen, Rohöl, Arzneimitteln, Plastik oder Schwermetallen.
Ebenso das Artensterben, die Abholzung tropischer Regenwälder, Müllexporte in Entwicklungsländer und die landwirtschaftlich oder forstwirtschaftlich verursachte Bodenerosion.
Diese aktuellen Themen zeigen konkret die Bedeutung der Unternehmensethik, um staatliche Regelungslücken im Bereich des Naturschutzes und Umweltschutzes zu schließen.
Einige der genannten ökologischen Verwerfungen dürften sich nur durch internationale Vereinbarungen eindämmen lassen, wobei fraglich ist, ob das allein durch Regelungen einzelner Staaten möglich wäre.
Das dürfte gerade für die Verschmutzung der Meere mit Plastikmüll gelten, die längst unvorstellbare Dimensionen angenommen hat. Das zeigt sich zwischen Hawaii und Kalifornien am Beispiel des » Plastikteppichs GPGP (Great Pacific Garbage Patch), der eine 4,5 mal so große Fläche wie die BRD aufweist.
Weil die meisten Flüsse auf der Erde in die Meere fließen, ist ein wirksamer Schutz der Meere vor Plastikmüll nur möglich, wenn alle Länder auf der Welt entsprechende Schutzabkommen unterzeichnen.
Wann und ob es jemals dazu kommen wird, ist ungewiss. Und obwohl das Bewusstsein für die Plastikproblematik erkennbar zugenommen hat, steigt die weltweite Plastikproduktion trotzdem stetig an.
Dabei sind es Unternehmen, die Plastik herstellen und Plastik verwenden für die Herstellung und die Verpackung ihrer Produkte oder die Plastik für die Nutzung ihrer Produkte voraussetzen.
Es bleibt somit fortwährende Aufgabe in der unternehmensethischen Forschung, zu hinterfragen, welchen Einfluss eine angewandte Unternehmensethik auf die Lösung der Umweltkrise haben kann.
Im Bereich des Tierschutzes sind die national und international geltenden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Unternehmen unzureichend.
So zeigen sich Regelungslücken bei Tierexperimenten und Tierversuchen, die aus der Perspektive einer pathozentrischen Umweltethik als Tierskandale zu bewerten sind.
Befürworter einer Tierethik wie die Organisation Ärzte gegen Tierversuche weisen darauf hin, dass Tierversuche nicht nur überflüssig und grausam sind, sondern bei unzulässigen Rückschlüssen von Tieren auf Menschen sogar gefährlich sein können.
Denn die Ergebnisse von Tierexperimenten, die mit großem Leid für die betroffenen Tiere verbunden sind, lassen sich nicht einfach auf Menschen übertragen. Eine Maus ist nun mal kein Mensch.
Das zeigt das Beispiel von Knoblauch und Zwiebeln, deren Schwefelverbindungen für Hunde und Katzen giftig sind und bei ihnen eine Hämolyse (Zersetzung der roten Blutkörperchen) bewirken.[4]
Oder würden Rückschlüsse aus Tierversuchen für die Unbedenklichkeit von Arsen und Asbest in Lebensmitteln für Menschen gezogen werden, dann hätte das fatale Folgen für die menschliche Gesundheit.
So ist Asbest, das bei Menschen Krebs erzeugt, für Hamster und Ratten verträglich, oder Arsen, das für Menschen giftig ist, kann von Schafen gut vertragen werden.[5]
Und würden bestimmte Medikamente für Menschen aufgrund der Ergebnisse von Tierversuchen verboten werden, dann hätte das ebenfalls schwerwiegende Folgen für die menschliche Gesundheit:
Penicillin, das schädlich für Hamster, Kaninchen und Meerschweinchen ist, oder Cortison, das Missbildungen bei Mäusen bewirkt, wären zum Beispiel nicht als Medikamente für Menschen zugelassen.[5]
Ebenso wenig Aspirin, das für Katzen, bei wiederholter Gabe, hochgiftig ist, und bei Affen, Hunden, Mäusen und Ratten schwere Missbildungen bei Nachkommen verursachen kann.[6]
Auch Paracetamol wäre verboten, weil es Krebs bei Nagetieren verursacht und für Katzen giftig ist.[7]
Andererseits könnte eine Pflicht zu Tierexperimenten bei der Entwicklung von Medikamenten, um deren Zulassung zu erwirken, den medizinischen Fortschritt blockieren.
So wurden Paracetamol (ab 1887), Aspirin (ab 1899) und Penicillin (etwa ab 1923) noch vollständig ohne Tierversuche entdeckt und auf den Markt gebracht.[7]
Wenn diese Medikamente mit den heutigen Routine-Tierversuchen auf ihre Sicherheit und Wirksamkeit bei Menschen an Tieren getestet worden wären (vgl. zuvor), wären sie nicht auf den Markt gekommen.
Als weitere Tierskandale können die Massentierhaltung und Tiertransporte genannt werden, die unter gänzlich unwürdigen Bedingungen für die betroffenen Tiere erfolgen.
Diese nach wie vor aktuellen Themen zeigen konkret, dass eine Unternehmensethik dringend notwendig ist, um staatliche Regelungslücken im Bereich des Tierschutzes zu schließen.
Die nachfolgende Analyse geht auf die Frage ein, welche Vorteile und Probleme sich mit einer ökologischen Unternehmensethik bei ihrer praktischen Umsetzung ergeben können.
1) Um beurteilen zu können, wie konsequent Naturschutz und Umweltschutz als
Folge einer ökologischen Unternehmensethik umgesetzt werden, gibt es
folgende Instrumente bzw. folgendes Prüfschema:
» Instrumente zur Überprüfung des Umweltschutzes (Praxisleitfaden)
2) Eine ökologische Unternehmensethik mündet letztlich in einem
systematischen Umweltmanagementsystem, das mit mehreren Vorteilen
für Unternehmen verbunden sein kann:
» Fünf Vorteile eines systematischen Umweltmanagements
3) Entscheiden sich Unternehmen freiwillig dafür, ökologische und nachhaltig
umweltverträgliche Produkte anzubieten, können sich dadurch für sie verschiedene
Probleme bei der Vermarktung ergeben:
» Probleme der Vermarktung umweltfreundlicher Produkte
4) Als Fallbeispiel einer ökologisch ausgerichteten Unternehmensethik
bietet sich das Umweltengagement der Unternehmensgruppe Steilmann an,
das in der Textilbranche wegweisende Impulse gesetzt hat:
» Praktische Umsetzung eines ganzheitlichen Ansatzes in der Textil- und Modeindustrie (Fallbeispiel)
Nachfolgend zwei Definitionen einer Unternehmensethik, deren Ansätze so weit gefasst sind, dass sie sich auch auf Tiere, Pflanzen oder die Natur beziehen können.[8]
Die diskursive Unternehmensethik der Ökonomen Horst Steinmann und
Albert Löhr möchte Ethik in Unternehmen einführen durch einen Dialog mit allen Betroffenen
von unternehmerischen Aktivitäten:
„Eine Unternehmensethik umfasst alle durch dialogische Verständigung mit den Betroffenen begründeten und begründbaren materialen und prozessualen Normen, die von einer Unternehmung zum Zwecke der Selbstbindung verbindlich in Kraft gesetzt werden, um die konfliktrelevanten Auswirkungen des Gewinnprinzips bei der Steuerung der konkreten Unternehmensaktivitäten zu begrenzen.“ [9]
Fraglich bleibt allerdings, ob die idealen Bedingungen, welche die Definition einer diskursiven
Unternehmensethik voraussetzt, in der Praxis anzutreffen sind:
1)
Unternehmen müssen bereit dazu sein, selbstverpflichtende Regelungen gegen ihr Eigeninteresse in Kraft zu setzen, wenn sie bestimmte Interessen nicht gegenüber den Betroffenen begründen können.
Ob und wie oft in der Praxis eine Unternehmensführung anzutreffen ist, die Unternehmensaktivitäten gegen das Unternehmensinteresse verbindlich und dauerhaft begrenzen kann, ist fraglich.
Denn kann eine Unternehmensführung diese selbst auferlegten Normen auch aufrechterhalten, wenn sie mit einem Umsatzrückgang konfrontiert ist, der für das Unternehmen existenzbedrohend ist?
2)
Weiter setzt eine diskursive Unternehmensethik voraus, dass eine unvoreingenommene und zwanglose Verständigung mit allen von den Unternehmensaktivitäten Betroffenen möglich sein muss.
Das wiederum
bedeutet:
Alle direkt und indirekt Betroffenen müssen bekannt sein.
Alle direkt und indirekt Betroffenen müssen für einen Dialog zur Verfügung stehen.
Alle Betroffenen müssen ihre Interessen in einem Dialog äußern und vertreten können.
Wie idealistisch diese Voraussetzungen sind, zeigt das Beispiel,
wenn es sich bei den Betroffenen von Unternehmensaktivitäten um die Natur mit ihren Pflanzen,
Tieren und Ökosystemen handelt.
Weder sind von vornherein sämtliche Auswirkungen von unternehmerischen Eingriffen in die Natur bekannt, noch kann die Natur ihre Interessen selbständig vertreten.[10]
Ähnlich kann es sich verhalten, wenn sich die von einer unternehmerischen Aktivität Betroffenen in einem anderen, weit entfernten Land befinden und ihre Interessen nicht vertreten können.
Nicht zu vergessen, wäre der Dialog eines Unternehmens mit allen Betroffenen mit großem Zeitaufwand und erheblichen Kosten verbunden.
Die integrative Unternehmensethik vom Schweizer Ökonom Peter Ulrich
möchte Ethik als festen Bestandteil in Unternehmen integrieren und als das Ergebnis eines permanenten Lernprozesses:
Unternehmensethik wird verstanden als „ein vernunftethisches Bemühen um die kritische Rekonstruktion und Reflexion der gesamten normativen Bedingungen der Möglichkeit vernünftigen Wirtschaftens von und in Unternehmen“.[11]
Nach dieser Definition setzt integrative Unternehmensethik idealistisch
voraus, dass Unternehmen in erster Linie nach (ethisch) „vernünftigem
Wirtschaften“ und weniger nach Gewinn streben.
Peter Ulrich begründet seinen integrativen Ansatz damit, dass das Gewinnstreben als Unternehmensziel nicht zu rechtfertigen sei, weil sich dadurch alle konkurrierenden Ansprüche dem Gewinnstreben unterordnen müssten.[12]
Ob und inwieweit eine Unternehmensführung, die sich zuerst mit (ethisch) vernünftigem Wirtschaften anstatt mit Gewinnmaximierung beschäftigt, in der Praxis anzutreffen ist, bleibt allerdings fraglich.
Denn das Streben nach Gewinn ist eng mit der Existenzsicherung von Unternehmen verbunden – und zwar unabhängig davon, ob am Ende eines Geschäftsjahres wirklich ein Gewinn erwirtschaftet wurde.
Vor allem ist das Streben nach Gewinn zunächst ethisch neutral, solange unklar ist, aus welchen Gründen ein Gewinnstreben erfolgt und für welche Zwecke ein Gewinn verwendet werden soll.
Ferner könnte die Reflexion und Integration der gesamten normativen Bedingungen von vernünftigem Wirtschaften in einem Unternehmen die jeweilige Unternehmensführung vor eine sehr zeitaufwendige, wenn nicht sogar unmögliche Aufgabe stellen.
Die für einen herrschaftsfreien, ethischen Dialog notwendige Infrastruktur in Unternehmen setzt eine bestimmte Betriebsgröße und Anzahl von Mitarbeitern voraus, damit sie einen Sinn ergeben kann.
In kleineren Betrieben oder Einzelunternehmen könnte die ethische Reflexion über einen Unternehmenszweck, der jenseits von Profitstreben einen höheren Sinn ergibt, sehr schnell mangels Teilnehmerzahl in einem Monolog des Firmeninhabers oder in einem Dialog weniger Firmeninhaber münden.
Eine weitere Voraussetzung der integrativen Unternehmensethik dürfte sein, dass alle Beschäftigten eines Unternehmens über die Fähigkeit und die Bereitschaft zu einem solchen Dialog über Verantwortung und höhere Werte verfügen.
In der Unternehmensethik können eine normative und eine deskriptive Form unterschieden werden:
Eine normative (wertende) Unternehmensethik gibt eine Richtung vor, wie Unternehmen handeln sollten, während eine deskriptive (beschreibende) Unternehmensethik untersucht, wie sich Unternehmen in der Praxis verhalten.
Einfach ausgedrückt hinterfragt eine deskriptive Unternehmensethik, welche Handlungen und Werte in Unternehmen für das Gute und Richtige gehalten werden, ohne eine Wertung dessen vorzunehmen.
Im Unterschied dazu hinterfragt eine normative Unternehmensethik, welche Handlungen und Werte in Unternehmen als das Gute und Richtige gelten können – und letztlich sollen.
Sie untersucht kritisch bestehende Wertesysteme in Unternehmen und stellt Handlungsnormen auf, um Unternehmen eine Orientierungshilfe zu bieten, wie sie handeln und was sie anstreben sollten.
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Literaturangaben und Anmerkungen:
[1] Höffe, Otfried (1992), Lexikon der Ethik, 4. Aufl., München, S.62.
[2] Homann, Karl/Blome-Drees, Franz (1995): Unternehmensethik – Managementethik, in: Die Betriebswirtschaft, Jg. 55, Nr. 1, 1995: S.97.
[3] Die Auswirkung eigener Entscheidungen auf die natürliche Umwelt hinterfragen zum Beispiel Unternehmen, die sich der ökologischen Unternehmerinitiative Future angeschlossen haben. Future unterstützt Unternehmen mit einer ökologischen Unternehmensethik dabei, Strategien und Praktiken einer Nachhaltigen Entwicklung (Sustainable Development) zu integrieren.
[4] Handl, Stefanie/Iben, Christine (2008): Für Kleintiere giftige Nahrungsmittel – eine Literaturübersicht, Department Nutztiere und öffentliches Gesundheitswesen in der Veterinärmedizin an der Veterinärmedizinische Universität Wien, in: Wiener Tierärztliche Monatsschrift Ausgabe 9–10 (2008) Artikel 4, S.236/237.
[5] Ärzte gegen Tierversuche (2023): Woran soll man denn sonst testen? Moderne Forschungsmethoden ohne Tierversuche, S.21.
[6] Ärzte gegen Tierversuche (2019): Hinschauen! Gute Gründe für eine Forschung ohne Tierversuche, S.4.
[7] Ärzte gegen Tierversuche (2025): Wissenschaftliche Argumente gegen Tierversuche, S.9.
[8] Vgl. hierzu Ansätze der Umweltethik, die nicht nur den Menschen Eigenrechte in der Natur zugestehen wie im anthropozentrischen Ansatz, sondern auch Tieren wie in der pathozentrischen Tierethik oder Pflanzen wie in der biozentrischen Pflanzenethik oder der gesamten Natur wie in der holistischen (ökozentrische) Naturethik.
[9] Steinmann, Horst/Löhr, Albert (Hrsg.), 1989, Unternehmensethik, Stuttgart, S.10.
[10] Vgl. hierzu die Beispiele von Problemen einer neutralen Güterabwägung bei konkurrierenden Interessen von Menschen, Pflanzen und Tieren, die bei allen Ansätzen der physiozentrischen Umweltethik (Pathozentrismus, Biozentrismus, Ökozentrismus/Holismus) auftreten, weil diese Güterabwägungen immer nur Menschen vornehmen können.
[11] Ulrich, Peter (1989): Unternehmensethik – Führungsinstrument oder Grundlagenreflexion?, in: Steinmann, Horst/Löhr, Alfred (1991): Unternehmensethik, S.204.
[12] Ulrich, Peter (2008): Integrative Wirtschaftsethik – Grundlagen einer lebensdienlichen Ökonomie, Bern, S.450.
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