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Pladoyer für eine anthropozentrische Umweltethik im weiteren Sinne

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Wie es scheint, kann mit einer ungezügelten anthropozentrischen Umweltehik als Wertemaßstab die Erde nicht als Lebensbasis des Menschen bewahrt werden. Der Mensch würde sich vermutlich am Ende selbst zerstören. Allerdings ist für die Beurteilung der anthropozentrischen Umweltethik entscheidend, wie weit ihre Möglichkeiten ausgeschöpft werden.

Eine anthropozentrische Umweltethik im weiteren Sinn,

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  • die sich auf alle Menschen bezieht,

  • die sich Fragen intergenerativer Gerechtigkeit stellt und

  • die die Natur berücksichtigt (wenn auch nur des Menschen wegen),

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könnte erheblich zur Lösung der Umweltprobleme beitragen.

Bei der Bewertung der anthropozentrischen Umweltethik spielt die Frage eine wichtige Rolle, was den “wahren” Menschen ausmacht und welcher geistige Entwicklungsstand den Menschen erst zum Menschen macht.

Aus einer anthropozentrischen Umweltethik, die der Maxime “Hauptsache der Mensch überlebt, wie ist egal” folgt, leiten sich andere Handlungsanweisungen ab, als wenn von dem Ziel einer höheren geistigen und kulturellen Entwicklung des Menschen ausgegangen wird.

Im letzteren Fall dürfte sich z.B. die Frage von Tierquälerei auch bei einer anthropozentrischen Umweltethik nicht stellen. Weil Tiere schwach sind, sollte man sie nicht quälen. Tierschutz könnte als eine Frage der Selbstachtung des Menschen betrachtet werden, ob er es “nötig hat”, seine Überlegenheit gegenüber Schwächeren auszuspielen.

Genauso könnte die Verantwortung für die Natur als eine Pflicht des Menschen sich selbst gegenüber betrachtet werden. Das gilt aber nur, wenn die Eigenschaft “Selbstachtung haben” überhaupt zur Diskussion steht.

Ruft man sich die Probleme in Erinnerung zurück, mit denen alle Umweltethiken jenseits der anthropozentrischen behaftet sind, dann scheint die anthropozentrische Umweltethik i.w.S. im Augenblick wohl der erfolgsversprechendste Ansatz zu sein, um wirkungsvolle Umweltschutz-Maßnahmen bei weiten Kreisen überzeugend zu begründen.

Denn ob die Umweltkrise wirklich behoben werden kann, wenn z.B. der Natur Eigenrechte verschafft werden, ist mehr als fraglich. Wenn der Mensch auf eine Ebene mit Tieren, Pflanzen und der Natur gestellt wird, dann wird es um so schwieriger, eine besondere Verantwortung des Menschen für alles Nichtmenschliche zu begründen.

Vermutlich würde man sogar durch das Appellieren an uneigennützige Motive der Lösung der Umweltkrise schaden. Je weniger dem Menschen ein überlegener Rang eingeräumt wird, um so weniger kann man vom ihm auch fordern, daß er sich gegenüber Nichtartgenossen (Tiere, Pflanzen und die Natur) sittlich verhält.[1]

Genau diese Entwicklung ist in zunehmenden Maße von der anthropozentrischen zur holistischen Umweltethik zu beobachten. Dem Umweltschutz sollten deshalb nicht allzu idealistische Züge verliehen werden.

Ein rational begründeter Umweltschutz, der das menschliche Eigeninteresse in den Vordergrund stellt und damit den langfristigen Erhalt der eigenen Lebensgrundlage betont, dürfte sich vermutlich größerer Zustimmung erfreuen, als eine Ethik, die in so großem Maße Verzichte fordert, daß sie nur schwer lebbar ist oder ständig ein schlechtes Gewissen verursacht.

Was wird den Menschen wohl dazu motivieren, eigene Rechte der Natur anzuerkennen, die ihn in seinen eigenen Rechten einschränken und einer teilweisen Selbstentmündigung gleichkommen?

In Anbetracht dessen, wie wenig die Möglichkeiten einer anthropozentrischen Umweltethik i.w.S. bisher ausgeschöpft wurden, kann sich die Frage eines Übergangs von einer anthropozentrischen zu einer holistischen Umweltethik - realistisch betrachtet - nicht stellen.

Wie bei so vielen Dingen erscheint es erfolgsversprechender, nicht gleich mit dem höchsten Ziel zu beginnen. Das muß um so mehr gelten, als in punkto Umweltschutz die Zeit drängt.

 

[1] Vgl. Höffe, O. (1992), Lexikon der Ethik, 4. Aufl., München, S. 14.

 

 

 

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