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Beschränkte Erkenntnisfähigkeit des Menschen

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Wenn aus der Sicht einer anthropozentrischen Umweltethik Tiere, Pflanzen und unbelebte Materie nur eine Existenzberechtigung haben, sofern sie dem Menschen dienen, dann setzt das voraus, daß die Wirkungszusammenhänge in der Natur immer genau erkennbar sind.

Die entscheidende Frage ist, ob der Mensch mit seinem heutigem Wissenstand mit Sicherheit sagen kann, welche Pflanzen und Lebewesen er zum Überleben in seinem Lebensraum benötigt und auf welches Potential er verzichten kann.

Bislang sind “erst” etwa 1,5 - 1,7 Millionen Tier- und Pflanzenarten erforscht worden[1], wobei Ökologen schätzen, daß auf der Erde mindestens fünf Millionen Arten leben, je nach dem, wie fein oder grob die Arten voneinander abgegrenzt werden. Die größte Artenvielfalt wird dabei im Regenwald der Tropen vermutet.

Es wäre fatal, wenn der Mensch tatenlos zusehen würde, wie ein Großteil der Tier- und Pflanzenarten aussterben, bevor deren Bedeutung grundlegend erforscht wurde. Dabei stellen die Begriffe “erforscht” und “unerforscht” nur schwache Kriterien dafür dar, wie groß der Verlust einer Art tatsächlich ist.

Forschungsergebnisse sind immer nur ein Spiegelbild des augenblicklichen Wissenstandes. Denn sollten in ferner Zukunft neue Untersuchungsmethoden zur Verfügung stehen, könnte das ein ganz anderes Licht auf die Größe des Verlusts einer Art und der Artenvielfalt werfen. Die menschliche Erkenntnisfähigkeit ist stets begrenzt.

Um den Wert einer Art zu bestimmen, müßten außerdem alle gegenseitigen Abhängigkeiten zwischen für den Menschen lebensnotwendigen und nicht lebensnotwendigen Arten bekannt sein.

Das Fehlen vieler Pflanzen- und Tierarten kann das ökologische Gleichgewicht stören. Alle Lebewesen eines Ökosystems beeinflussen sich untereinander und stehen in Wechselbeziehungen zur unbelebten Umwelt, wie Boden, Luft, Wasser oder Klima.

Sollte z.B. eine bestimmte Pflanzenart als “nicht lebensnotwendig” eingestuft worden sein, die aber gleichzeitig Nahrungsgrundlage für ein “lebensnotwendiges” Tier darstellt, dann müßte auch die “nicht lebensnotwendige” Pflanzenart im Rahmen der Artenvielfalt geschützt werden.

Jedoch nicht immer sind die Wirkungsketten in der Natur so überschaubar. Und wieviele Wirkungsketten müßten durchgespielt werden, um der Komplexität der Naturprozesse gerecht zu werden? Reicht die Erkenntnisfähigkeit des Menschen überhaupt aus, um alle Wirkungsketten durchzuspielen?

Die beschränkte Erkenntnisfähigkeit des Menschen zeigt sich auch an einem alltäglichen Beispiel, dem jeder Gärtner oder Hobbygärtner im Garten ausgesetzt ist. So gelten Pflanzen als "Unkraut", wenn sie an bestimmten Standorten unerwünscht und störend sind für den Menschen.

Diese Pflanzen werden z.T. mit starken chemischen Unkrautvernichtungsmitteln bekämpft, so dass in Deutschland bestimmte Pflanzen wie Ackerrittersporn, Frauenspiegel, Leinrade, Kornblume oder Eiblättriges Tännelkraut nur noch selten anzutreffen sind.

Dabei sind viele "Unkräuter" sehr nützliche Heilpflanzen oder schmackhafte Küchenkräuter und von vielen Unkraut-Pflanzen kennt der Mensch noch nicht alle Eigenschaften und ihren möglichen Nutzen. Eine konsequente Bekämpfung der Unkräuter verringert also wie beim Regenwald das genetische Pflanzen-Potential und die Artenvielfalt auf der Erde.

Generell bedrohlich für die Tier- und Pflanzenvielfalt erscheint eine anthropozentrische Vorgehensweise, bei der der Mensch permanent Güterabwägungen vornimmt zwischen der Befriedigung seiner aktuellen, als lebensnotwendig erscheinender Bedürfnisse und der damit verbundenen kleinstmöglichen Artenreduzierung.

 

[1] Vgl. Peter Sitte, Elmar Weiler, Joachim W. Kadereit, Andreas Bresinsky, Christian Körner: Lehrbuch der Botanik für Hochschulen. Begründet von E. Strasburger. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2002 (35. Aufl.), S. 10

 

 

 

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